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Wenige Tage bis zum Crash (das war 1997 - also rund 1000 Tage bis zur Jahrtausendumstellung)... über das Desaster bei der Jahrtausend-Umstellung Nur noch wenige Tage bis zum Sektknallen und Feuerwerk als Willkomm für das neue Millenium. Die Prognosen für das neue Jahrtausend reichen von
Ein Crash jedoch wird von fast allen Fachleuten angekündigt: Die Jahrtausendumstellung in EDV-Systemen. Wie konnte es dazu kommen? Aus Speicherplatzgründen und Zeitdruck sowie fehlender langfristiger Perspektiven wurde eine Jahreszahl oft nur mit zwei Stellen, also nur Einer- und Zehnerstelle, abgespeichert. Sollte das volle Jahr angedruckt werden, so wurden einfach mittels Software die Zeichen '19' vorangestellt. Berechtigt ist diese Vorgangsweise nur im operativen Bereich, wo aus Rationalisierungsgründen eine rasche Eingabe erforderlich ist. Allerdings sollte aus strategischen Gründen die Speicherung vierstellig erfolgen. Gefahr im VerzugDer Milleniumvirus - mittlerweile so genannt - wird einem Erdbeben ähnlich der Einführung des ECU nahekommen. Firmen sind überfordert, der Termin unverschiebbar, Personalresourcen knapp. Musterlösungen sind nicht verfügbar, auf Erfahrungen kann nicht zurückgegriffen werden. Ignoranz kann als Fahrlässigkeit gewertet werden. Hier ein paar Beispiele: Sollte ein Datum nur in der Form tt.mm.jj abgespeichert sein, so werden wir mit 1.Jänner 2000 wieder vor den Anfang christlicher Zeitrechnung katapultiert, da dieses Datum als 01.01.00 erscheint. Die christliche Zeitrechnung beginnt übrigens mit 1.Jänner im Jahre 1, woraus folgt, daß das neue Jahrtausend erst mit 1.Jänner 2001 beginnt und nicht mit 1.Jänner 2000. Kunden könnten für 2000 Jahre offene Zahlungen gemahnt werden, im schlimmsten Fall werden noch Zinsen für diesen Zeitraum berechnet. Frist- und Terminberechnungen werden die Disposition kräftig durcheinanderwirbeln. Selbst Reports bleiben nicht verschont: Die Sortierung spielt verrückt; die Umsatzzahlen von Dezember 99 sind die aktuellsten, Jänner 00 ist ans Ende der Historie gereiht. Übrigens enthält auch die Sozialversicherungsnummer das Geburtsjahr zweistellig. Wird das Neujahrsbaby 2000 ein Kafkaeskes Schicksal erleiden? Weitere Beispiele: In einer Konservenfabrik wurde die Vernichtung eines Lagerbestandes im letzten Moment verhindert, der Computer erkannte die Dosen als 'Verbrauchsdatum abgelaufen'. Eine Versicherungsgesellschaft konnte ein halbes Jahr lang Lebensversicherungspolizzen nur manuell - ohne EDV - ausstellen. Eine Tankstellenkette konnte monatelang keine Grosskundenkarten abrechnen. Solche Pannen zeigen: Der Datengau steht vor der Tür. Als Zugabe gleich noch eine Hiobsbotschaft: Das Jahr 2000 ist ein Schaltjahr, weil durch 400 restlos teilbar. EntwarnungNatürlich spielt in vielen Anwendungen das neue Jahrtausend bereits eine Rolle. Versicherungen mit Polizzenlaufzeiten, Banken mit Kreditlaufzeiten aber auch Eichfristen von Zählern im EVU-Bereich sind hier als Beispiele zu nennen. Die Anwendungssysteme in diesen Sektoren können das Jahr 2000 bereits heute verarbeiten. Ausserdem kann teilweise im Rahmen von Systempflege mit Algorithmen eine Fehlfunktion ausgeschlossen werden. Beispiel: Alle Jahreszahlen über 60 sind dem 20.Jahrhundert, Jahreszahlen darunter dem 21.Jahrhundert zuzuordnen. Dies kann jedoch nur eine Übergangslösung sein. Bei Neukonzeption der Anwendung bietet sich eine gute Chance der Umstellung, was übrigens auch die Kosten der Jahreszahlumstellung stark reduziert (oder versteckt), da bei Redesign von Software und Datenbank aus anwendungsspezifischen Gründen die Datumsumstellung lediglich als Zusatzanforderung besteht, also im Handstreich miterledigt wird. Am PC ist das Problem nicht vakant, da das Betriebssystem jedes Datum ab 1.Jänner 1900 intern mit einer fünfstelligen Zahl speichert. Dies gilt aber nur für PCs neuerer Bauart, bei alten PCs ist der Kollaps im wahrsten Sinne des Wortes vorprogrammiert. KostenLaut Gartner Group betragen die Umstellungskosten weltweit an die 600 Milliarden Dollar. Pessimistisch heisst es weiter: '50 Prozent der Unternehmen werden sich nicht rechtzeitig darauf einstellen und 10 Prozent werden daran scheitern'. Dies kann jedoch bezweifelt werden, weil das Problem bei Anwendern weitgehend bekannt ist. Dennoch: Der Wirtschaft und öffentlichen Verwaltung stehen die Haare zu Berge. Human Resources sind knapp und die Zeit drängt. In diese Marktlücke drängen nun externe Anbieter. Von Personal bis fertigen Softwarelösungen ist alles zu haben. Doch Programmierkapazitäten in Europa wurden bereits (aus)gebucht. Und woher sollen plötzlich so viele COBOL-, PL/I- und ASSEMBLER-kundige auftauchen, die Uralt-Code verstehen und ausbessern können? Selbst IBM hat laut interner Studie die notwendige Kapazität qualifizierter Programmierer nicht zur Verfügung. Lufthansa zum Beispiel hat folgenden 2000-Flugplan (Fahrplan klingt komisch bei einer Airline): 1996 Ausbildung, 1998 Programmierung, 1999 Test, 2000 Einsatz (ohne Absturz). Aus Kostengründen geschieht dies übrigens in Indien. Eine Rechnung: Jede einzelne Programmcodezeile muss kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert werden. Dies kostet nach verschiedenen Schätzungen 7 bis 12 Schilling je Zeile. Eine österreichische Grossbank rechnet mit 150 Mannjahren, was einem Aufwand von rund 150 Millionen Schilling entspricht. Eine andere Rechnung taxiert rund 10.000 Schilling pro Programm (Meta Group). Das Pentagon hat übrigens schon resigniert, dort werden geschäftskritische Anwendungen umgeschrieben. Für den Rest richtet man sich auf ein 'Der Tag danach'-Szenario ein. Und nochmal Gartner: Frank Sempert von der deutschen Vertretung meinte unlängst, bereits heute lieferten 20% aller kommerziellen Anwendungen falsche Ergebnisse. Ein Tip für PC-BenutzerTesten Sie Ihren PC indem Sie die Uhr mittels Betriebssystemprogramm auf
31.12.1999 23:58 stellen. Danach schalten Sie den PC aus und warten mindestens 3 Minuten.
Nach dem Wiederstart sollte es einige Minuten nach Mitternacht sein - am Samstagmorgen
1.Jänner 2000. Sehen Sie ein anderes Datum (etwa 4.Jänner 1980) so mag Sie vielleicht
trösten: 80 Millionen Leidensgenossen weltweit wird ähnliches passieren. Interessante
Informationen zu diesem Thema sind via Internet auf rund 5000 Seiten abrufbar. Hier eine
kleine Auswahl an URLs: Und der Rest der Welt?
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