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Computer und Musik

Musizieren mit Hilfe eines Computers

Anfang der Achtzigerjahre wurde die Musikwelt entscheidend durch elektronische Medien revolutioniert. Dass Klänge synthetisch hergestellt werden konnten war nichts Neues (in den Sechzigerjahren experimentierten auch die BEATLES mit Synthesizern), wirklich neu war die Kummunikationsfähigkeit von Musikinstrumenten. Es sollte möglich sein, mittels eines Musikinstruments ein anderes zu steuern. Zu diesem Zweck war notwendig, Hardware- und Befehls-Standards festzulegen, eine Art Norm zu schaffen. Die Hardwarenorm umfasst etwa Kabeltype, Stecker/Buchse, Belegung der Steckkontakte, Höhe der Spannungslevel, etc.. Die Befehlsstandards bilden eine Art Musiksprache, welche über die bisher bekannte Notation hinausgeht. Abgesehen von Tonhöhe und Länge des Tons mussten auch Informationen über Klang (Oboe, Flöte, Gitarre,...), Klangcharakteristik (weich einschwingend wie eine Violine, ausklingend wie ein ungedämpftes Klavier,...), Vibrato während des Tons, und vieles mehr eindeutig für alle elektronischen Instrumente interpretierbar sein. Jedes Musikinstrument sollte also mit einer gleichartigen Schnittstelle, einer digitalen Schnittstelle für Musikinstrumente, ausgerüstet sein. Dieser Standard wurde 'Musical Instrument Digital Interface', kurz MIDI, genannt und bedeutet auf deutsch: Digitale Schnittstelle für Musikinstrumente.

MIDI-Standard

Der MIDI-Standard setzte sich weltweit binnen kurzer Zeit durch und ermöglicht, da es sich um einen maschinell verarbeitbaren Code - einen Computercode - handelt, die Kommunikation zwischen Musikinstrumenten, aber auch zwischen Computern und elektronischen Musikinstrumenten. Genau hier kann der Computer für den Musiker (aber auch Hobbymusiker) sehr hilfreich sein. Da sämtliche musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten in digitalisierter Form quantifiziert werden können, ist Computer-unterstütztes Musizieren kein Problem mehr. Der Befehl 'Tonhöhe C1, Instrument 12, Anschlag 44, Länge 2/4, Lautstärke 10' kann im Computer gespeichert werden und über Schnittstelle an ein MIDI-fähiges elektronisches Instrument weitergeleitet werden. Ist die Anweisung erst einmal gespeichert, so kann sie natürlich auch nachträglich verändert werden. Musiker können frei improvisieren und ihr Spiel mit dem Computer aufzeichnen und danach einzelne Teile herauskopieren, Fehler ausbessern und Töne ergänzen. Man kann auch eine Klavierbegleitung mit dem Computer aufnehmen, diese Sequenz danach abspielen lassen und dazuspielen (Vierhand-Partituren für Singles?). Dass dies natürlich noch als Notenblatt ausdruckbar ist, versteht sich von selbst. Leider gab es Hersteller-spezifische Unterschiede von MIDI, vergleichbar mit den Dialekten der Programmiersprache BASIC. Letztendlich wird sich aber meiner Meinung nach das GS-Format durchsetzen.

Symphonie auf Knopfdruck

Mozart hätte sich viel Schreibarbeit erspart und Beethoven hätte sein Genie ausbeuterisch auslaugen können. Ganze Partituren können Stimme für Stimme eingespielt werden. Auf Knopfdruck wiederholt der Computer das Musikstück oder einen Ausschnitt daraus. Während des Spiels können Veränderungen vorgenommen werden und sofort akustisch kontrolliert werden.

Computermusik ohne Feeling?

Sie, verehrter Leser, werden mit Recht fragen: Kann ein Computer tatsächlich das Gefühl in der Musik ersetzen? Ist Paganini für jeden Amateur abspielbar? Klingt diese Musik noch menschlich? Dazu möchte ich sagen: Über Geschmack lässt sich diskutieren; Musikerpersönlichkeiten wie Karajan oder Hendrix sind einmalig und können niemals durch Elektronik ersetzt werden. Es wäre falsch, die Kunst der 'alten Meister' mit dem elektronischen Medium nachzuempfinden, das muss danebengehen! Computer bieten völlig neue Ausdrucksmöglichkeiten. In die elektronische Musik kann sehr viel Gefühl gelegt werden, es ist jedoch nicht vergleichbar mit klassischer Orchestermusik. Ich möchte anmerken, dass selbst Karajan versuchte, die Möglichkeiten neuer Technologien zu nutzen: Auf der Schallplattenaufnahme 'Beethoven: Wellingtons Sieg' ist Schlachtenlärm zu hören. Abgesehen davon gibt es einige Tricks um Musik menschlicher zu gestalten:

  1. Digital aufgezeichnete Echtklänge, sog. Sampling. Man kann mit einem Echtklang musizieren. Beispiel: von Disneystudios wurde vor rund 15 Jahren ein Lied mit Tierstimmen aufgenommen. Geblökter Donauwalzer, Rockschlagzeug in einer Gemeindebauwohnung, Oboe über Tastatur gespielt,... kein Problem
  2. Programmierte Ungenauigkeiten: Kein Schlagzeuger schlägt zum exakt gleichen Zeitpunkt auf HiHat und BassDrum. Kleine, nicht bewusst wahrgenommene Ungenauigkeiten geben dem Spiel eine menschliche Komponente. Gleiches gilt für den Rhythmus: Ein Drummer spielt gleiche Noten nicht exakt gleich lang, sondern lässt den Takt 'hatschen' (leicht punktiert). Auch ist die Anschlagstärke von Bedeutung: einzelne Töne werden durch Betonung hevorgehoben. Dies gilt analog für alle Instrumente.

Intellegente Begleitung

Mittlerweile gibt es Elektronenorgeln (Keyboards) mit einer Begleitautomatik. Die linke Hand braucht nur einen Akkord halten, der Computer sorgt für eine Begleitgruppe. Schlagzeug, Orgel und Bassläufe werden vom Computer gespielt. Der Musikstil ist anwählbar: Rock, Beat, Boogie, Foxtrott, Walzer,... Die rechte Hand kann sich auf die Melodiestimme konzentrieren. Ist der Musiker auch noch zu singen imstande, kann ein einzelner Mann mehr Klangfülle und Liedvielfalt in kürzerer Übungszeit erreichen als es eine 10-Mann-Combo ohne Elektronik zuwege bringt.

Neue Anforderungen an Musiker

Immer wieder hört man den Vorwurf; diese Elektronikmusiker könnten gar nicht spielen, auf Knopfdruck liefert der Computer eine perfekte Orchesterbegleitung aus der Konserve. Klar, dass das nicht stimmt! Der Elektronikmusiker sollte eine musikalische Ausbildung haben, damit er die Elektronik beherrscht und nicht umgekehrt. Er sollte ein musikalisches Gehör haben und eine Begabung für Arrangements und Klangzusammenstellungen. Wenn Sie, geschätzter Leser, einen Brief mit dem Computer schreiben, so unterstützt Sie der Computer lediglich (Formatierung, Lexikon, Rechtschreibprüfung, Schriftsatz,...), der Computer ist nur Werkzeug; die Wortwahl, der Stil liegt bei Ihnen. Das elektronische Medium eröffnet also neue Möglichkeiten, Musiker mit Feeling werden hervorragendes leisten, Musiker ohne Begabung werden nur ihr einstudiertes Programm abspulen.

Erschwinglich für Heimanwender

Naturgemäss sind nach oben keine Preisgrenzen festgesetzt. Ein MIDI-fähiges Keyboard mit einer Vielfalt von Klängen und einer Begleitautomatik gibt es bereits um ca.700,- Euro. Dieses System kann erweitert werden duch Soundmodule (sie enthalten nur Klänge), welche die Anzahl der Möglichkeiten durch weitere Klänge erhöht. Für ATARI-, APPLE-Mac- und MS-DOS-PCs gibt es Hardwareeinschübe mit MIDI-Schnittstelle in der Preisklasse ab 70,- Euro zu kaufen, gute MIDI-Programme (recht brauchbare Programme werden mit der Hardware ausgeliefert) kosten ein paar Hunderter (Euro). Durch die Bearbeitungs- und Speichermöglichkeit am Computer ergibt sich eine Vielfalt an Möglichkeiten seiner Kreativität Ausdruck zu verleihen. Bigband- oder Orchesterstücke mit vielen Instrumenten können eingespielt werden und sogar per Programm abgemischt werden. Ein Knopfdruck genügt und das fertige Musikstück wird in hervorragender CD-Qualität wiedergegeben.

Weiterführende Links

http://www.ic-digit-music.de/
http://www.cdemusic.org/
http://members.tripod.de/Musik/


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